
Andreas Grau, Klavier
Patrick Bebelaar, Klavier
Kontraste
Sonntag, 16.02.2025
19 Uhr, Kulturzentrum Zehntscheuer Rottenburg
Frederic Chopin (1810-1849)
Préludes op. 28
Patrick Bebelaar (*1971)
Interludien
Ohne Pause
Improvisation und Komposition können zuweilen als ineinander übergehende Prozesse verstanden werden – so kann das Improvisieren am Klavier als Mittel, „sich in die nöthige künstlerische Begeisterung zu versetzen“, in den Kompositionsprozess einfließen. Ab dem späten 18. Jahrhundert zeigte sich die Tendenz, Kompositionen mit Zügen des Improvisierten auszustatten. Frédéric Chopin war neben Ludwig van Beethoven und Franz Liszt einer der größten Klavierimprovisatoren seines Jahrhunderts. Im öffentlichen Konzertleben entwickelten sich Improvisationen zu einem festen Programmpunkt: Die Demonstration von instrumentaler Virtuosität und spontanem Einfallsreichtum galten in der Zeit, in der die Komponisten zumeist als eigene Interpreten auftraten, „als Nachweis größter Meisterschaft“. Bereits im brillanten Stil von Chopins Jugendwerken ist der Einfluss improvisatorischer Elemente merklich vorhanden. Mit der Niederlassung in Paris distanzierte er sich vom brillanten Stil seiner Jugend. Der Klaviervirtuose und -pädagoge versuchte ununterbrochen, die technischen Grenzen seines Instruments auszureizen und auszuweiten. Das neue, technikorientierte Repertoire der mittleren Schaffenszeit zeugt von diesem Wandel: Er komponierte didaktische Etüden (op. 10 und 25), formte Ballade und Scherzo zu Konzertgattungen um und schöpfte neue Miniaturgattungen wie Préludes und Mazurken. Bewusst ließ Chopin den improvisando-Charakter nun auch in größere Werkgruppen einfließen – so auch in seine Préludes op. 28. Er orientierte sich an der Improvisationskunst der italienischen Belcanto-Oper seiner Zeit, die in seinen Werken nachdrücklich reflektiert wird. Integraler Bestandteil seines Personalstils ist außerdem das tempo rubato, das den beständig improvisierten Gestus erweckt.
Der improvisatorische Gestus gehört zu den wichtigsten Charakteristika der Jazzmusik. Jazz ist aus dem Zusammentreffen afrikanischer und afro-amerikanischer sowie europäischer Musiktraditionen entstanden. Im 20. Jahrhundert entwickelte er sich von einer im Brauchtum verwurzelten Musik über seine Funktion als Popularmusik hin zu einer differenzierten Kunstmusik. Die musikalische Bandbreite von Jazz-Improvisationen reicht über durchkonzipierte Spielstrukturen, in welche Passagen für freie Improvisationen eingepasst werden, bis zu völlig freien Kommunikationsstrukturen, deren Konzeption sich einzig aus dem Augenblick und dem harmonischen Zusammenspiel der Interpreten heraus ergibt. Zuweilen lassen sich auch noch traditionelle Bezüge erkennen, andere Improvisationen zeichnet eine bewusste Vermeidung traditioneller Anklänge aus – sie bewegen sich zwischen harmonischen Grundgerüsten durch tonale Zentren und der Vermeidung jeglicher tonaler Anklänge, zwischen rhythmisch-metrisch konventionell swingenden und energiegeladenen dynamischen Prozessen. In der gegenwärtigen Jazzszene machte sich Patrick Bebelaar einen Namen als „einer der profiliertesten, ideenreichsten, authentischsten Pianisten“ (Jazz Podium). Er wurde im Jahr 2000 mit dem Jazzpreis Baden-Württemberg ausgezeichnet und erhielt zahlreiche internationale CD-Auszeichnungen.
Andreas Grau, geboren 1965 in Reutlingen, studierte an den Musikhochschulen Dortmund, Stuttgart und Trossingen bei den Professoren Arnulf von Arnim, Patrick OʼByrne, Renate Werner und Friedemann Rieger, sowie als Stipendiat des DAAD bei Claude Helffer in Paris. Ergänzt wurde seine Ausbildung durch Meisterkurse bei Bruno Leonardo Gelber, Jakob Lateiner, Jürgen Uhde und dem Klavierduo Bauer-Bung.
Zusammen mit dem Pianisten Götz Schumacher rief er bereits 1981 das GrauSchumacher Piano Duo ins Leben, das seither den Schwerpunkt seiner musikalischen Tätigkeit darstellt.
Zahlreiche Preise (u. a. Preis des Deutschen Musikrats 1989, Jeunesses musicales 1989, Bellini-Wettbewerb 1991, Schubert-Wettbewerb Graz 1992) führten schon bald zu einer ausgedehnten Konzerttätigkeit im In- und Ausland.
So spielt das Duo regelmäßig bei den Festspielen in La Roque dʼAntheron, Salzburg, Schwetzingen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Ludwigsburg, beim Bonner Herbst, den Berliner Festwochen, dem Europäischen Musikfest Stuttgart, sowie in der Berliner Philharmonie, der Kölner Philharmonie, dem Konzerthaus Berlin, der Alten Oper Frankfurt, der Cité de la musique Paris und arbeitet dabei mit Dirigenten wie Kent Nagano, Michael Gielen, Lothar Zagrosek, Emanuel Krivine, Georges Prêtre und Dennis Russel Davies zusammen.
CD-Einspielungen für Labels wie harmonia mundi, opus 111, Koch/Schwann, wergo und col legno und Neos wurden u. a. von „Le monde de la musique“ und „Diapason“ ausgezeichnet.
Patrick Josef Bebelaar hat sich als „origineller Pianist zwischen Jazz und Klassik profiliert.“ Bebelaar erhielt Klavierunterricht bei Georg Ruby und Richie Beirach und studierte nach dem Abitur ab 1993 an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart bei Paul Schwarz.
Seine Musik und Kompositionen sind vom Free Jazz und Worldjazz durchdrungen. Folkloristische Themen spielen genauso eine Rolle, wie die freie Improvisation. Sein Werk Pantheon baut auf der h-Moll-Messe von Johann Sebastian Bach auf. Er komponierte im Auftrag der Internationalen Bachakademie Stuttgart (2002/2005/2008), des Deutschen Literaturarchivs, der Stadt Esslingen am Neckar und von anderen Auftraggebern.
Seit 2000 arbeitet er ehrenamtlich in den Townships von Südafrika, wo er in verschiedenen Projekten unterrichtet und mit Jugendlichen musiziert. Darüber hinaus gibt er Unterricht an den Universitäten von Kwazulu Natal und Kapstadt. Im Rahmen der Fußballweltmeisterschaft 2010 trat Bebelaar mit Kollegen in Südafrika auf. In Deutschland unterrichtet er von 2006 bis 2012 mit einem Lehrauftrag an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, Stuttgart. Seit dem Sommersemester 2013 ist Bebelaar Dozent für Jazz/Pop an der Hochschule für Kirchenmusik in Tübingen. Seit Februar 2014 hat er auch das Amt des Prorektors inne. 2018 wurde er dort zum Professor ernannt.
Ebenso wie Frank Kroll und Bernd Settelmayer ist er Mitglied der Gruppe Limes X. Seit vielen Jahren arbeitete er mit Musikern wie Michel Godard, Herbert Joos, Joe Fonda, Günter Sommer, Johannes Enders, Wolfgang Puschnig, Bodek Janke und Prakash Maharaj, Vikash Maharaj, Hakim Ludin, Fried Dähn, Ulrich Süße und auch Vincent Klink zusammen. Er absolvierte Auftritte in Europa, Südafrika, Nordamerika und Indien.
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